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Telemetrie ist in der modernen Falknerei ein absolutes Muss. Die Telemetrie ermöglicht es der Falkner:in, den Vogel schneller wiederzufinden und ihm im Bedarfsfall zu helfen (z. B. wenn er in einem unsicheren Gebiet/Umfeld wie in der Nähe einer Eisenbahntrasse oder einer Straße Beute gemacht hat). Telemetrie und GPS-Ortung sind sicherlich die Innovationen des 20. Jahrhunderts, die den größten Fortschritt in der praktischen Falknerei und auch im Tierschutz in der Falknerei gebracht haben, da sie es ermöglichen die Vögel in hoher Kondition zu fliegen, ohne die Sorge, den Vogel zu verlieren, wenn er außer Sicht gerät. Kein Vogel sollte ohne zuverlässige Telemetrie frei geflogen werden. Für Vögel, die oft weit außer Sichtweite fliegen, wie z. B. Anwarterfalken, wird im Allgemeinen empfohlen, mindestens zwei Sender zu verwenden.

 

Dennoch kann es im Zusammenhang mit Telemetriesendern zu Tierschutzproblemen kommen. Was ist zu befürchten und was ist zu beachten? Größe, Gewicht und Befestigung müssen auf den einzelnen Vogel abgestimmt sein.

 

Es gibt unterschiedliche VHF/UHF-Frequenzen für die in der Falknerei verwendeten Sender, die unterschiedliche Antennenlängen erfordern. Grundsätzlich kann man sagen, dass höhere Frequenzen zwar kürzere Antennen erlauben, aber das Signal wird stärker reflektiert, z.B. von Gebäuden, und damit wird die Peilung unsicherer. Längere Antennen bedeuten auch ein höheres Risiko, sich in der Vegetation oder an Zäunen oder ähnlichen Strukturen zu verfangen oder sogar Stromleitungen zu überbrücken. Sowohl das Hängenbleiben als auch das Überbrücken von Stromleitungen kann tödlich sein.

 

Neben der Länge der Antenne stellt auch die Befestigung des Senders am Vogel ein Risiko dar.

 

Zur Befestigung sind drei Verfahren üblich, die jeweils Vor-, aber auch Nachteile haben, die Rucksackmontage, die Montage an einer Staartpenn und die Montage mittels eines Bellriemchens am Lauf. Die – vor allem außerhalb Europas – gelegentlich zu sehende Befestigung mittels Halsbandes ist wegen der Verletzungsgefahr abzulehnen.

 

Die Rucksackmontage ist die funktionell zuverlässigste Befestigung. Der Sender wird in eine kleine Kunststoffplatte eingehakt, die von zwei Bändern gehalten wird, die wie ein Rucksack auf dem Rücken des Vogels fixiert ist. Die Platte bleibt für längere Zeit am Vogel, der Sender wird in der Regel vor jedem Freiflug angebracht und danach wieder entfernt. Manche Falkner:innen lassen den Sender bei großen Vögeln, wie weiblichen Harris Hawks, auch während der ganzen Saison am Vogel und wechseln nur nach Bedarf die Batterie. Bei der Rucksackmontage stellt der Sender selbst das geringste Verletzungsrisiko für den Vogel dar, da er hoch oben am Körper sitzt. Daher kann er sich nicht leicht verfangen oder Stromleitungen überbrücken, wenngleich sich Habichte oder Harris Hawks bei der Jagd im dichten Gebüsch auch damit verfangen können. Der Rucksack selbst kann jedoch Verletzungen verursachen, wenn er schlecht passt. Die Textilbänder können Verletzungen der Haut und des darunter liegenden Gewebes verursachen, die manchmal nur sehr schwer zu erkennen sind, weil sie von Federn verdeckt werden. Wenn solche Verletzungen zu spät erkannt werden, können sie sich chronisch entzünden und sehr schlecht heilen. Da sich die Körperform während des Jahreslaufs durch das Muskelwachstum während des Trainings und durch die Zunahme des Fettgewebes während der Mauser verändert, muss das Anpassen des Rucksacks von erfahrenen Falkner:innen vorgenommen und die Passform regelmäßig überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden.

 

Bei der Staartpennmontage wird ein Metallclip an eine Schwanzfeder geklemmt und geklebt. Der Sender wird vor dem Flug mit einer Klammer eingehakt und nach der Jagd wieder entfernt. Nachteil dieser Methode ist, dass die Feder selbst herausgerissen werden kann, wenn sich der Sender im Gebüsch oder an Zäunen verfängt, was besonders bei Habichten oder Harris Hawks vorkommt, aber auch bei Falken schon beobachtet wurde. Ohne tierärztliche Behandlung wächst eine solche ausgerissene Feder aufgrund eines verletzten Federfollikels möglicherweise nicht wieder nach.

 

Die Befestigung am Bein ist eine recht sichere Option in Bezug auf das Verletzungsrisiko. Dies kann mit einem separaten Riemchen geschehen, das wie ein Bellriemen funktioniert. Manche Vögel lernen jedoch, diese Befestigung zu öffnen, so dass der Sender verloren geht oder vom Vogel beschädigt wird. Die Befestigung mit einem Kabelbinder kann sicherer funktionieren, darf aber nie direkt am Vogel selbst angebracht werden. Es ist nur erlaubt, den Kabelbinder an der Öse des Geschühs oder am Ring zu befestigen. Der Kabelbinder muss so festgezogen werden, dass keine breite Schlaufe zurückbleibt. Eine solche offene Schlaufe birgt die Gefahr, dass sie sich in Ästen oder Sträuchern verheddert. Die Empfangsqualität ist bei dieser Montage beeinträchtigt, wenn der Vogel auf dem Boden oder in einer Mulde steht.

 

Eine relative neue Entwicklung sind Sender, die mit GPS-Satelliten kommunizieren können, wie das Navi im Auto. Dadurch wird es möglich den genauen Ort des Vogels zu erfassen und per Navigationssystem, z.B. über das Smartphone, ganz unkompliziert zum Vogel geleitet zu werden. Durch die GPS-Funktion können auch weitere Informationen übermittelt werden, die Fluggeschwindigkeit des Vogels, die erreichte Höhe, die Distanz zur Falkner:in usw. So kann jetzt endlich mal objektiv festgestellt werden, wie hoch der Vogel oder wie schnell er denn wirklich war. Ob man das aber braucht, ist von Falkner:in zu Falkner:in unterschiedlich. Wer den in Deutschland verpönten, im mittleren Osten sehr beliebten Wettbewerben frönt, kann natürlich mit den Informationen viel anfangen. Für die aktive Beizjäger:in dagegen ist es nicht wirklich wichtig zu wissen, dass die als sicher geschätzte Höhe von 300 objektiv gemessen nur 60 Meter waren, für sie zählt der Jagderfolg.

 

Für eine rasche Kontaktaufnahme von der Falkner:in zum Vogel ist nun bedeutsam, wie die Kommunikation zwischen Sender und Falkner:in funktioniert. Alle uns bekannten GPS-Sender haben auch eine „normale“ UHF-Funktion, d.h. sie funktionieren auch wie konventionelle Sender. Solange sich der Vogel in der Nähe befindet und keine Reflektionen stören, ist das ja auch völlig ausreichend. Alle uns bekannten Fabrikate übermitteln die GPS-Information ebenfalls über die normale Funkfrequenz. Daraus folgt: wenn der Vogel aus dem Senderbereich hinausfliegt, und die Information über den Standort des Vogels lediglich über das UHF-Signal übermittelt wird, dann steht man wieder so da wie mit den klassischen Radiotransmittern, man hat keine Möglichkeit den Vogel zu orten. Das spielt vor allem bei Falken mit ihrem großen Aktionsradius eine Rolle. Ein Sender eines spanischen Herstellers übermittelt die GPS-Daten zusätzlich auch über das Mobil-Telefonnetz an einen Server, von dort kann man die Information dann mittels einer Website, über das Internet abrufen. Damit gibt es keine Reichweitenbeschränkung. Der Vogel kann in bestimmten Intervallen geortet werden solange der Sender Kontakt zu einem Satelliten und zum Mobil-Telefonnetz hat. Den nötigen Strom können sich manche dieser Sender – zumindest teilweise – über eigene Solarpaneele selbst generieren.

 

Auch was die Empfänger angeht gibt es Unterschiede. Das herkömmliche Signal aller uns bekannten Sender kann über jeden herkömmlichen Empfänger empfangen werden. Die GPS-Informationen können nur mit Hilfe eines von den jeweiligen Herstellern zu beziehenden Gerätes empfangen werden.

Wenn man beim Spanier ausschließlich die Koordinaten des GPS-Signals über die Website nutzen will, benötigt man keinen weiteren Empfänger. Für die tägliche Praxis ist jedoch die Aktualisierungsrate dieser Website und damit diese Funktion allein nach unserer Einschätzung zu langsam.

 

Zur Sicherheit statten wir unsere Vögel mit zwei Sendern aus. Der etwas schwerere GPS-Sender kommt an den Rucksack, ein herkömmlicher Peilsender – bei den Falkenterzeln ein leichter – an die mittlere Staartpenn.

 

Zusammenfassend kann man feststellen: Mit diesen neuen Sendern ist das Wiederfinden noch einmal deutlich einfacher geworden. Wir haben zwei getrennte Funktionen, einen herkömmlichen Sender und die GPS-Funktion in einem Gehäuse. Die Übermittlung der GPS-Position kann bei Sendern aller uns bekannten Hersteller über das Radiosignal erfolgen. Wir machen ganz bewusst keine Angaben zur Reichweite, da die sehr stark von den Umgebungsbedingungen abhängt. Beim einem der spanischen Sender gibt es darüber hinaus die Möglichkeit, über Handynetz und Internet die Daten abzurufen. Solange der Sender noch Strom hat, ein Handynetz vorhanden ist und Satelliten über dem Vogel sind, ist die Reichweite dieser Funktion unbegrenzt. 

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