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Einjagen

Abtragen Teil II – Einjagen, introducing[1]

Ziel

Ganz klar und ohne Wenn und Aber, das Ziel ist der zuverlässig erfolgreich jagende Vogel: „auf freilebendes Wild in dessen natürlichem Habitat“.

 

biologische Grundlagen

Greifvögel sind Opportunisten. Sie jagen nicht zum Spaß oder aus „Jagdtrieb“. Sie jagen weil sie hungrig sind und einen vollen Kropf haben wollen. Dabei gehen sie den Weg des geringsten Widerstandes. Bei mäßigem Hungergefühl sollte aus Sicht des Vogels der Aufwand bei der Jagd eben auch nur mäßig sein. Die objektiv gleiche Nährstoffversorgung, die in erster Näherung mit dem Gewicht korreliert, führt dabei zu ganz unterschiedlichem Hungergefühl abhängig von dem Trainingsstand, der Jahreszeit, der Außentemperatur, der Tageszeit, den Störungen durch Menschen (Mountainbiker, Traktorfahrer, Jogger, Reiter usw.), fremde Hunde usw. usw. usw. Die Wichtigkeit dieser Faktoren ist individuell sehr unterschiedlich, wobei Habichte im Allgemeinen etwas störungsempfindlicher sind als Falken oder gar Harris Hawks.

 

Für den Vogel ist auch der Flug auf die Faust oder das Federspiel ein Jagdflug.

 

Umsetzung

Am Anfang sind zwei Aspekte besonders wichtig. Einmal, dass der Vogel so früh als möglich lernt, dass er von der Falkner:in wegfliegen muss um Erfolg zu haben. Es ist mehr als verständlich, dass Jungfalkner:innen enorm stolz sind, wenn der Vogel das erste Mal und das siebte Mal und das häufige Mal sofort und zuverlässig beireitet. Auch uns erfreut das immer noch sehr. Aber um einen erfolgreichen Jäger zu erziehen ist am Anfang eine zu enge Bindung kontraproduktiv. Später wachsen Falkner:in und Vogel in der Regel ohnehin eng zusammen, aber zunächst muss der Vogel erfahren, dass sein Erfolg weg von der Falkner:in zu finden ist.

 

Als allererster Schritt kann von einer unsichtbaren Hefer:in gezogenes oder geworfenes Schleppwild den Vogel nach vorne bringen. Dieser Zwischenschritt ist nicht in allen Fällen nötig. Glücklich sind die Falkner:innen, die auf Wild beizen wollen, das schon früh im Jahr Jagdzeit hat. Sie können nichts Besseres tun, als den Jungvogel, nachdem er mal gerade so eben Federspielappell hat, an Wild zu bringen. Dabei sollten Chancen gesucht werden, die dem sprichwörtlichen Elfmeter ohne Torwart entsprechen. Besonders gut geht das im Kaninchen- oder Krähenrevier – vorausgesetzt es gibt im jeweiligen Bundesland keine rechtlichen Hindernisse – wenn mit dem naiven Jungvogel auf naive Jungkaninchen oder Jungkrähen gebeizt werden kann. Alle anderen müssen sich mit Helfer:innen, die unsichtbar in der Deckung versteckt tote Beutetiere und/oder Federspiele als Überraschungswild präsentieren, mit Seilzugmaschinen oder Coptern behelfen. Wichtig ist zunächst, dass die Beute nicht bei der Falkner:in sondern ganz im Gegenteil von ihr weg zu finden ist. Sobald als irgend möglich sollte aber „echtes“ Wild angejagt und gebeizt werden, damit der Vogel sich nicht auf die leichter zu erreichende Ersatzbeute spezialisiert und die „echte“ Jagd dann verweigert.

 

Auch hier gilt: jeder erfolgreiche Schritt wird ausreichend belohnt. Es gibt immer nach dem ersten Mal am Tag die vorher berechnete Ration. Wiederholungen sind in dem frühen Stadium kontraproduktiv.

 

 

[1] wir beschränken uns hier auf das Einjagen von Faustvögeln. Anwarterfalknerei ist in Deutschland nur noch in ganz wenigen Gebieten möglich und erfordert sowohl zeitlich, als auch organisatorisch, als auch vom Können her einen riesigen Aufwand. Wer dazu in der Lage ist bedarf unserer schlauen Tipps nicht mehr.

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